Kann Denkmalschutz zu weit gehen? Wann ist ein historisches Gebäude wert, geschützt zu werden? Manche Gebäude sind nur hässlich und schmerzen beim bloßen Hinsehen. Das gesamte Stadtbild leidet unter den Verbrechen der Architektur. Neue Gesetze machen der Politik und vor allem Edeka das Leben schwer.

In Schleswig-Holstein wurde ein neues Gesetz verabschiedet, dass die Herzen von Denkmalschützern höher schlagen lässt. Früher wurde noch zwischen besonderen und einfachen Denkmälern unterschieden. Ab jetzt gibt es diesen Unterschied nicht mehr. Ob wichtig oder nicht, ob historisch relevant oder hässlich wie die Nacht, Denkmal ist gleich Denkmal. Viele Gebäude aus den 60er Jahren hätten diesen Schutz, gemäß ihrer Erscheinung, nicht verdient. Trotzdem werden sie jetzt durch das Gesetz geschützt.
Das Postamt in Lauenburg
Ein Beispiel dafür ist das Postamt in Lauenburg. Die Meinung über dieses Gebäude spaltet sich nicht im Geringsten. Man findet keine schönen Worte für den grauen 60er Jahre Bau. Fassade ist hässlich, Dach ist flach und braun. Ohne den drahtigen Funkturm im Hintergrund wäre gar nichts Besonderes an dem Gebäude. Naja, wem gefällt’s? Dem Kieler Landesamt für Denkmalpflege. Es sei historisch und wichtig… oder so ähnlich.
Triumph für den Denkmalschutz
Denkmalschützer haben ihren Spaß. Für sie ist das ein wahrer Pfeiler in der Geschichte des Denkmalschutzes. Es muss ein tolles Gefühl sein, wenn man Rückendeckung vom Gesetzgeber bekommt. Endlich kann Geschichte legal beschützt werden. Das Postgebäude verkörpert den Triumph der Historiker.
Nicht nur die aktiven Schützer erfreuen sich an einem historischen Wendepunkt. Auch die Politik kann sich diese Punkte gutschreiben lassen. Nur durch die neuen Gesetze ist dieser Schritt erst möglich geworden: Politik schützt Kunst. Kunst, die zwar nicht als solche erkannt wird, ist es trotzdem als solche zu behandeln.
Das Ergebnis: es dürfen keine Umbauten oder Abrissarbeiten am Postgebäude vollzogen werden. Will man den grauen Klotz entfernen, muss man das illegal machen. Vielleicht wird bald eine Initiative gegen die hässlichsten Denkmäler Deutschlands gegründet. Nicht wenige würden eine solche Bewegung begrüßen.
Edeka kann es nicht fassen
Vor einiger Zeit hat Edeka das Postamt mit vielen tollen Ideen für die Zukunft gekauft. Es sollte abgerissen werden und Platz für eine Filiale machen. Die Stadt hat die Intention von Edeka sehr begrüßt.
Mit der Stadt ist die Politik gemeint. Auch wenn Gesetze nicht umgangen werden können, so regt man sich trotzdem gerne darüber auf. „Die städtebauliche Entwicklung ist eindeutig wichtiger als Denkmalschutz, (…) das Ding ist einfach potthässlich.“ So zitiert die MOPO André Peylo von der SPD.
Die SPD gibt Edeka Rückendeckung. Und die CDU bestärkt die SPD: ansässiger Bürgermeister Andreas Thiede bezeichnet das Postamt mitsamt Funkmast als Beleidigung für das Stadtbild.
Edeka, die SPD und CDU verhandeln im Moment mit den Denkmalschützern. Es bleibt spannend.
Hamburgs hässlichsten Denkmäler
Deutsche Bundesbank
Willy-Brandt-Straße: die deutsche Bundesbank hat sich hier einen ganz besonderen Hingucker als Bürokomplex ausgesucht. Schade, dass man nichts daran verändern darf!
City-Hof
In der Altstadt stehen alte Hochhäuser aus der Nachkriegszeit. Ein heller Kunststein soll, so sagt man, historischen Wert haben. Hier hat der Sinn des guten Geschmacks jedoch gesiegt: Abriss ist bereits geplant.
Commerzbank
Ebenfalls in der Altstadt steht „ein wichtiges Beispiel für das Leitbild der aufgelockerten und gegliederten Stadt“. Oder anders gesagt: hässlicher Glasklotz.